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Finanzen & Börse

Kredite in Zeiten der Zinserhöhung und Inflation: Darauf kommt es an

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf die stetig steigende Inflation mit der Zinserhöhung reagiert. Schon im Jahr 2022 wurden die Leitzinsen im Euroraum insgesamt dreimal angehoben. Bisher war es so, dass die niedrigen Zinsen die Immobilienfinanzierungen immer günstiger gemacht haben. Das wiederum ändert sich nun deutlich.

Aber auch für andere Verbraucherkredite steigen nun die Zinsen wieder deutlich. Für manch einen so stark, dass ein Kredit bei der Hausbank schon gar nicht mehr realisierbar ist und eventuell ein Kredit trotz negativer Schufa benötigt wird. Ziel für die Anhebung der Zinsen ist es, die Inflationsentwicklung im Euroraum zu bremsen. So sollen sowohl die Verbraucher als auch die Unternehmen entlastet werden.

Wie sich die Inflation auf die Geldanlagen auswirkt

Zwar bleibt der Wert 100 Euro immer der Wert von 100 Euro, doch wie viel man dafür im Laufe Zeit kaufen kann, ändert sich. Das betrifft sowohl Waren als auch Dienstleistungen. Wenn also der Wert des Geldes sinkt, dann ändert sich auch die Situation in den Geldanlagen.

Grundsätzlich ändern sich die Preise in einer Marktwirtschaft ständig. Davon können einzelne Produkte betroffen sein, aber es kann auch passieren, dass generell alle Preise steigen. Sind sämtliche Finanzen betroffen, so wird von einer Inflation gesprochen. Das sorgt auch sofort dafür, dass die Verbraucher an Kaufkraft verlieren, weil die Preise schneller steigen als die Gehälter. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass man sich einfach weniger leisten kann als zuvor. Doch wie kann man einer solchen Geldentwertung entgegenwirken?

Zinserhöhung gegen die Inflation

Da der Wert des Geldes bei einer Inflation abnimmt, kann man weniger Produkte und Dienstleistungen für das gleiche Geld kaufen. Eine jährliche Inflationsrate von zwei Prozent ist das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Rendite muss immer höher sein als die Inflationsrate, damit man das Geld gewinnbringend anlegen kann.

Kredite in der aktuellen Situation

Um der Geldentwertung entgegenzuwirken, kann eine Investition des Geldes eine ideale Möglichkeit sein. Doch welche Art der Geldanlage hier gewählt wird, ist immer abhängig von der persönlichen finanziellen Situation. Auch die persönlichen Lebensumstände sowie das Sparziel spielen hier eine entscheidende Rolle.

Nach wie vor ist der Kauf einer Immobilie eine gute Geldanlage, sofern man diese als Kapitalanlage verwendet. Trotz erhöhter Zinsen ist es dennoch möglich, eine Rendite zu erreichen, die höher ist als die Inflationsrate. Grund dafür sind zum einen die Wertsteigerung der Immobilie und zum anderen die dafür fälligen Mieteinnahmen. Ebenso ist es auch möglich, die Immobilie selbst zu bewohnen und so gleichzeitig in die Altersvorsorge zu investieren. Was nicht so bekannt ist, ist die Tatsache, dass bei einer über ein Darlehen finanzierten Immobilie sich eine höhere Inflationsrate sogar positiv auswirken kann. Das liegt daran, dass, wenn das Geld weniger wert ist, auch die Schuldenlast sinkt.

Steigt die Inflation langsam, entwickeln sich die Preise stabil

Die EZB beobachtet die Inflation sehr genau. Als Ziel gibt sie eine Inflationsrate von zwei Prozent vor. Das liegt daran, dass eine geringe Inflationsrate kein Idealzustand ist, weil das auf Dauer ein Zeichen für ein schwaches Wirtschaftswachstum wäre. Vor allem aber gibt es dann für Sparer auch nur niedrigere oder sogar gar keine Zinsen. Dagegen reflektieren zwei Prozent Inflation ein gemäßigtes, aber kontinuierliches Wachstum. Verbraucher und auch Unternehmen werden dadurch zu Anschaffungen und Investitionen ermutigt. Darüber hinaus trägt eine steigende Inflation zu einer stabilen und auch vorhersagbaren Preisentwicklung bei.

Welche Auswirkungen hat die Inflation auf laufende Kredite?

Bei einer hohen Inflationsrate verliert das Geld seinen Wert. Das aber gilt auch für die Kredite, was bedeutet, dass man als Kreditnehmer von der hohen Inflation profitieren kann. Zu dieser Situation kommt es dann, wenn die Inflationsrate über der Kreditkalkulation liegt. Die Inflationsrate ist eine wichtige Kennzahl für die Banken und wird bei der Berechnung des Realzinses benötigt. Für gewöhnlich liegen die Zinssätze, die die Kreditgeber verlangen, über der Inflationsrate. Dies ist aber bei der aktuell steigenden Inflation nicht der Fall, sodass der Realzins für Ratenkredite ins Negative fällt.

Die Berechnung des Realzinses erfolgt unter Einbeziehung des mittleren Zinssatzes in Verbindung mit dem Nominalzins und der aktuellen Inflationsrate. Wenn der Nominalzins zum Beispiel bei drei Prozent liegt und die Inflationsrate 5,2 Prozent beträgt, dann ergibt sich daraus ein Realzins von minus 2,09 Prozent. Für den Kreditnehmer bedeutet das, dass weniger Geld für einen laufenden Ratenkredit zurückgezahlt werden muss, als man letztlich erhalten hat. Die Kreditschulden werden durch die Inflation entwertet. Für Kredite mit variablen Zinsen gilt das allerdings nicht, wenn diese nur an einen bestimmten Zeitraum gekoppelt sind. In diesem Fall führt eine steigende Inflation dazu, dass auch der Zinssatz mit der steigenden Teuerungsrate wächst.

Was man jetzt bei der Aufnahme eines Kredites beachten muss

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, dass aktuell Kredite aufgenommen werden sollten, die eine möglichst kurze Laufzeit haben. Die Inflation wirkt sich sowohl auf Verbraucherkredite für Paare sowie Familien aus, die ein Haus bauen oder kaufen möchten. Immobilienkäufer und Hausbesitzer, die eine Anschlussfinanzierung benötigen, betrifft das natürlich genauso. Grund dafür ist, dass sich die Bauzinsen mit steigender Inflation erhöhen, wodurch sich der Traum vom Eigenheim verteuert. Nichtsdestotrotz ist ein Hausbau und -kauf auch in Zeiten einer hohen Inflation eine attraktive Investition. Entscheidend ist hier, die passende Finanzierung zu finden, die trotz Inflation attraktive Konditionen bietet.

Hohe Inflation hat Einfluss auf neue Kredite

Niemand kann derzeit voraussehen, wie sich die Inflationsrate künftig entwickeln wird. Derzeit geht man in Expertenkreisen davon aus, dass sich die Inflation lediglich temporär auf einem Höchstniveau bewegt. Hier erwartet man überwiegenden Teils, dass sich die Inflationsrate langfristig bei rund zwei Prozent einpendeln wird. Das ist auch genau die Zielvorgabe der Europäischen Zentralbank (EZB).

Anders als bei bestehenden Krediten stellt sich die Situation für willige Kreditnehmer aber deutlich anders dar. Fakt ist, dass die Geldinstitute in Zeiten von hohen Inflationsraten keinen Kredit vergeben werden, dessen Wert zukünftig durch die Inflation sinken könnte. Die Situation stellt sich so dar, dass die Kreditgeber bei ihren Kreditprodukten die zuvor kalkulierte Inflationsrate mit einpreisen. Für diejenigen, die einen Kredit aufnehmen möchten, wirkt sich also die Inflation negativ auf einen neuen Kredit aus, weil dadurch die Kreditzinsen steigen.

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