Finanzen & Börse

Gold 2023: Jahresrückblick mit Ronny Wagner – Einblicke für kluge Portfolioentscheidungen

Im Jahr 2023 überraschte der Goldmarkt trotz der Zinserhöhungen der Zentralbanken mit einem unerwarteten Anstieg. Der renommierte Goldexperte Ronny Wagner wird heute einen Rückblick auf die Performance des Edelmetalls geben.

Ronny Wagner Gründer der Noble Metal Factory, wird Einflussfaktoren wie geopolitische Unsicherheiten, mögliche Veränderungen im globalen Finanzsystem und spezifische Ereignisse im Jahr 2023 eingehend analysieren. Sein Ziel ist es, Anlegern wertvolle Einblicke und fundierte Empfehlungen zur sinnvollen Integration von Gold in ihre Portfolios zu geben.

  • Wie bewerten Sie rückblickend die Performance von Gold als Anlage im Jahr 2023?

Im Jahr 2023 erlebte der Goldmarkt aufgrund der aggressiven Zinserhöhungspolitik der Zentralbanken eine bemerkenswerte Entwicklung. Normalerweise hätte sich dies negativ auf den Goldpreis auswirken müssen, da höhere Zinsen die Nachfrage nach Gold reduzieren. Jedoch stieg der Goldpreis in diesem Jahr entgegen den Erwartungen an. Dieser Anstieg lässt sich durch übergeordnete Faktoren erklären, darunter globale wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Spannungen, die Gold als sicheren Hafen attraktiver machten. Auch Inflationserwartungen könnten trotz steigender Zinsen zu einer erhöhten Nachfrage beigetragen haben.

Die positive Entwicklung als auch die möglichen Einflüsse eines neuen globalen Finanzsystems, „Bretton Woods III“ genannt, sind entscheidende Analysepunkte. Der Goldpreis in Euro ist seit Januar 2023 um 7,6 Prozent gestiegen, was einem absoluten Anstieg von 129,62 EUR entspricht. Die BRICS-Staaten könnten als Reaktion auf die Kritik am US-dominierten Finanzsystem versuchen, mit „Bretton Woods III“ eine Alternative zum US-Dollar zu schaffen, wobei Gold als Wertaufbewahrungsmittel und Anker für neue Währungen eine zentrale Rolle spielen könnte.

Wie bereits erwähnt, ist der Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr teilweise auf eine Reihe geopolitischer und wirtschaftlicher Veränderungen zurückzuführen, und die Aussicht auf ein neues, auf Gold basierendes Währungssystem könnte die Nachfrage weiter steigern. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass solche Entwicklungen spekulativ sind und von vielen Faktoren abhängen, einschließlich politischer Entscheidungen und der umtriebigen Marktdynamik.

  • Welche Faktoren haben Ihrer Meinung nach den Goldpreis im Jahr 2023 beeinflusst?

Dieses Jahr hat der Goldmarkt eine interessante Entwicklung durchlaufen, insbesondere angesichts der aggressiven Zinserhöhungen der Zentralbanken, die normalerweise als negativ für den Goldpreis angesehen werden. Traditionell machen höhere Zinssätze Anleihen und festverzinsliche Wertpapiere attraktiver, was häufig die Nachfrage nach zinslosen Anlagen wie Gold verringert. Üblicherweise tendieren sie dazu, die Währung zu stärken, was den Goldpreis in dieser Währung wiederum senken kann.

Trotz dieser traditionellen Dynamik hat sich der Goldpreis 2023 positiv entwickelt, was auf übergeordnete Trends zurückzuführen ist, die die üblichen Marktmechanismen überlagert haben. Dazu gehören die globale wirtschaftliche Unsicherheit und geopolitische Spannungen, die Gold als sicheren Hafen in unsicheren Zeiten erscheinen lassen. Ebenso könnten Inflationserwartungen die Nachfrage nach Gold trotz steigender Zinsen erhöht haben. Auch die Diversifizierung der Währungsreserven, insbesondere die mögliche Abkehr vom US-Dollar, könnte zu einer verstärkten Goldnachfrage beigetragen haben.

Auch die Goldkäufe der Zentralbanken spielten eine fundamentale Rolle für die starke Performance des Goldpreises. Im Oktober 2023 traten die Zentralbanken weltweit als Nettokäufer auf, angeführt von der People’s Bank of China und der türkischen Zentralbank. In der ersten Jahreshälfte diesen Jahres erreichten die Zentralbankkäufe ein Rekordniveau, insbesondere durch China, Singapur und Polen. Trotz einiger Verkäufe durch andere Zentralbanken überwogen die Käufe deutlich und trugen damit wesentlich zur Stützung des Goldpreises bei, der seinen Aufwärtstrend in einem wirtschaftlich unsicheren Umfeld festigen konnte.

Alles in allem zeigen diese Faktoren auf, warum der Goldpreis 2023 trotz eines traditionell ungünstigen wirtschaftlichen Umfelds für Gold gestiegen ist. Dies zeigt einmal mehr auf, wie komplexe globale Ereignisse und die Erwartungen die Marktlogik beeinflussen sowie traditionelle Marktmechanismen überlagern können.

  • Gab es in diesem Jahr spezifische Ereignisse oder Entwicklungen, die eine besondere Rolle für die Performance von Gold gespielt haben?

Die Goldpreisentwicklung wurde von verschiedenen bedeutenden Ereignissen beeinflusst, die in ihrer Gesamtheit ein komplexes Bild zeichnen. Die aggressive Zinspolitik der Notenbanken, vor allem die erwartete Fortsetzung der Zinserhöhungen durch die Federal Reserve, hätte traditionell den Goldpreis negativ beeinflussen sollen. Doch der Einfluss dieser Zinserhöhungen wurde durch andere Faktoren gemildert oder sogar umgekehrt.

Wie bereits in der ersten Frage kurz angeschnitten war ein Schlüsselfaktor der Beginn des möglichen neuen globalen Währungssystems, dem „Bretton Woods III“. Die wachsende Bedeutung von rohstoffbasierten Währungen, insbesondere in den BRICS-Staaten, und die mögliche Schwächung des US-Dollar-basierten Systems könnten Gold als sicheren Hafen und stabile Wertanlage aufwerten.

Geopolitische Unsicherheiten und die steigende Inflation, leider immer noch hervorgerufen durch den andauernden Krieg in der Ukraine, trugen ebenfalls zur Goldpreisentwicklung bei. Dies führte zu einer verstärkten Nachfrage nach Gold als Schutz gegen Inflation.

Auch die Goldkäufe der Zentralbanken spielten eine signifikante Rolle bei der starken Performance des Goldpreises. Gegen Ende des Jahres waren die Zentralbanken erneut Nettokäufer von Gold, wobei prominente Käufer wie die People’s Bank of China und die türkische Zentralbank hervorstachen. Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr fort, erreichte einen neuen Rekord und spiegelte das Bestreben einiger Länder wider, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren.

Trotz bescheidener Verkäufe von Zentralbanken unterstützten die Käufe den Goldpreis und zeigten das anhaltende Interesse an Gold als sicherer Anlage und Absicherung gegen wirtschaftliche Unsicherheiten. Diese Nachfrage trug dazu bei, den Goldpreis in einer Zeit zu stützen, in der andere Faktoren, wie steigende Zinsen, üblicherweise Druck ausüben würden.

  • Welche Auswirkungen hatten die wirtschaftlichen und politischen Veränderungen im Jahr 2023 auf die Nachfrage nach Gold?

Besonders erwähnenswert war der deutliche Anstieg der Zentralbankennachfrage im Jahr 2022, der auf ein Rekordhoch von 1.136 Tonnen stieg, mehr als eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert seit 55 Jahren. Dieser Anstieg war teilweise auf das Streben der Zentralbanken nach sicheren Anlagemöglichkeiten zurückzuführen.

Die Investitionsnachfrage nach Gold verzeichnete ebenfalls einen Anstieg um 10 Prozent im Jahr 2022. Dies wurde durch eine Verlangsamung der Abflüsse aus börsengehandelten Fonds (ETFs) und eine erhöhte Nachfrage nach Goldbarren und -münzen angetrieben. Insbesondere in Europa, mit einer Übersteigung der Nachfrage nach Goldbarren und -münzen um 300 Tonnen, sowie im Nahen Osten mit einem Anstieg von 42 Prozent, war diese Entwicklung deutlich erkennbar.

Trotz dieser Entwicklungen deuten die Wirtschaftsprognosen für das kommende Jahr 2024 auf ein schwieriges Umfeld und eine mögliche globale Rezession hin, was zu einer Trendwende bei Goldinvestitionen führen könnte. Sinkende Inflationsraten könnten einen Gegenwind für Goldbarren- und Münzinvestitionen bedeuten, während ein schwächerer US-Dollar und ein nachlassendes Tempo der Zinserhöhungen positive Auswirkungen auf die Nachfrage nach mit Gold besicherten ETFs haben könnten.

  • Wie haben sich alternative Anlagen im Vergleich zu Gold im Jahr 2023 entwickelt und welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen?

Die Performance verschiedener Anlageklassen in diesem Jahr im Vergleich zu Gold zeigt ein vielfältiges Bild. Gold erwies sich als eine der ertragreichsten Anlageklassen über einen längeren Zeitraum. Von Ende 2002 bis Ende 2022 verzeichnete Gold eine durchschnittliche jährliche Wertsteigerung von 8,51 Prozent. Im selben Zeitraum boten europäische Staatsanleihen eine jährliche Rendite von 2,73 Prozent, während Euro-Bargeld lediglich 1,08 Prozent erbrachte.

Aktien aus Schwellenländern und weltweite Aktien ohne europäische Werte übertrafen Gold leicht mit Renditen von 8,98 Prozent bzw. 8,54 Prozent. Europäische Aktien lagen bei 6,37 Prozent pro Jahr. Kurz- und mittelfristig variierten die Renditen jedoch stärker. In den letzten fünf Jahren bis Ende 2022 schlug Gold mit 9,53 Prozent jährlich fast alle anderen Anlageklassen, nur weltweite Aktien ohne europäische Werte erzielten mit 9,87 Prozent eine höhere Rendite.

In einem Zeitraum von zehn Jahren (Ende 2012 bis Ende 2022) lag die jährliche Rendite von Gold bei 3,12 Prozent, hinter den Renditen an den Aktienmärkten. Europäische Staatsanleihen erbrachten in diesem Zeitraum eine durchschnittliche jährliche Rendite von 0,8 Prozent. Im Jahr 2023 verzeichnete Gold bis zum 4. Dezember eine Wertsteigerung von 11 Prozent.

Andere Anlageklassen wie Private Equity und Private Credit zogen ebenfalls das Interesse der Anleger auf sich. Private Equity wurde aufgrund der Erwartung hoher Renditen auf dem Sekundärmarkt bevorzugt. Real Estate, insbesondere europäische Büroimmobilien, boten aufgrund ihrer Inflationsabsicherung und ihrer stabilen Renditepotenziale erhebliche Chancen. Transport und Holz als Real Assets gewannen ebenfalls an Interesse als ertragsorientierte Anlagen mit einem Beitrag zum Klimaschutz.

  • Welche Empfehlungen würden Sie Anlegern geben, die Gold als Anlage in Betracht ziehen möchten, basierend auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus dem Jahr 2023?

Als langjähriger Goldhändler, basierend auf den Erfahrungen und Erkenntnissen aus dem Jahr 2023, würde ich Anlegern, die Gold als Anlage in Betracht ziehen, folgende Empfehlungen geben:

  • Langfristige Perspektive: Gold sollte als Teil einer langfristigen Anlagestrategie betrachtet werden. Die historische Performance zeigt, dass Gold über längere Zeiträume hinweg eine zuverlässige Wertspeicherung bietet. Dies gilt insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder hoher Inflation.
  • Diversifikation: Integrieren Sie Gold als einen Teil Ihres diversifizierten Portfolios. Gold kann als Absicherung gegen Marktschwankungen und Währungsrisiken dienen. Es hat oft eine niedrige Korrelation zu anderen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen.
  • Marktbeobachtung: Bleiben Sie informiert über globale wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Ereignisse wie geopolitische Spannungen, Änderungen in der Geldpolitik der Zentralbanken und Inflationstrends können erhebliche Auswirkungen auf den Goldpreis haben.
  • Vorsicht bei Spekulationen: Vermeiden Sie spekulative Investitionen in Gold, insbesondere wenn diese auf kurzfristigen Preisschwankungen basieren. Gold sollte als stabiler Bestandteil eines ausgewogenen Portfolios betrachtet werden, nicht als kurzfristige Handelsmö
  • Art der Goldanlage wählen: Investieren sie in physisches Gold in Form von Münzen und Barren. Meiden sie goldbezogene Finanzprodukte.
  • Aufbewahrung und Sicherheit: Bei physischem Gold sollten Sie sich Gedanken über Aufbewahrung und Versicherung machen. Sicherheit und Kosten für die Lagerung sind wichtige Überlegungen. Eine besondere Bedeutung hat die Wahl des richtigen Lagerortes.
  • Nachhaltigkeit berücksichtigen: Berücksichtigen Sie bei der Investition in Gold auch ethische und nachhaltige Aspekte, insbesondere in Bezug auf die Gewinnungs- und Fö
  • Professionelle Beratung: Ziehen Sie bei Bedarf professionelle Finanzberater hinzu, um eine auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Ziele zugeschnittene Strategie zu entwickeln.

Ähnliche Beiträge

Link anmelden: Inhaberaktien als leicht handelbare Wertpapiere

Optionen: Börsenhandel für Fortgeschrittene

Ausgabeaufschlag: Kosten vermeiden durch den Verzicht auf Beratung?

economag.de Redaktion
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner