Kisten für Stückgüter
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Industrie

Kisten für Stückgüter: Transportmöglichkeiten im Überblick

Die Bestellgewohnheiten von Handel und Industrie haben sich durch Just-in-time-Bedarfsdeckung und bestandlose Warenverteilung stark gewandelt. Kleinere Bestellmengen, kürzere Wiederbeschaffungszeiträume sowie der Wegfall traditioneller Lagerprozesse, die der bestandsarmen Beschaffung zum Opfer fallen, schaffen neue Herausforderungen, von denen der Stückgutverkehr von Spediteuren und die Paketdienste in steigendem Ausmaß profitieren.

Kisten für Stückgüter: Grundlegende Informationen

Stückgutverkehr bezeichnet den Transport von Stückgütern zwischen Absender und Empfänger, im Regelfall von Haus-zu-Haus. Stückgüter sind Transportgüter, die sich einzeln am Stück transportieren lassen. Es handelt sich dabei also um einzelne Gebinde wie beispielsweise Kisten, beladene Paletten, Papierrollen oder Fässer und Sendungen von ungefähr 20 kg bis zu einem Gewicht, das spezielle Umschlageinrichtungen erfordert. Meist liegt die Größe von Stückgütern zwischen der von einem Gabelstapler transportierbaren und den Abmessungen eines 40-Fuß-Containers beziehungsweise einer LKW-Ladefläche.

Das Stückgutgeschäft beschränkt sich zum Großteil auf den B2B-Bereich, die Versorgung von Handel und Industrie. Eine durchgängige Definition des Begriffes Stückgut findet sich nicht, da die einzelnen Verkehrsträger und deren Rechtsordnungen den Begriff unterschiedlich eingrenzen.

Transportmöglichkeiten für Stückgüter

Der Stückgutverkehr erfolgt zum überwiegenden Teil im Containerverkehr, hauptsächlich im Straßengüterverkehr, im Laderaum von Flugzeugen und im Seeverkehr. Früher wurden Stückgüter entweder in Stückgutschiffen oder in Stückgutwaggons transportiert. Heute werden fast ausschließlich Container verwendet, die sich in unterschiedlichen Verkehrsmitteln problemlos transportieren lassen.

Die Revolution des Containers

Die Heterogenität der Güter bedingte, dass diese in Paketen, Säcken oder Kisten von unterschiedlicher Größe und unterschiedlichem Gewicht einzeln und händisch auf-, ab- und umgeladen wurden. Erst die Einführung von Transportbehältern setzte diesen Einschränkungen beim Stückguttransport ein Ende. 1955 ging der LKW-Fahrer Malcolm McLean ein großes Wagnis ein: Er ging unter die Reeder, entwickelt den Container und revolutioniert damit den Welthandel. Als 1966 in Bremen das erste Containerschiff anlegte, sorgte es für Aufruhr.

Die unförmigen „Kisten“ wurden belächelt, da diese viereckige Box eine schlechte Figur machte, sich nicht an die Ladung anpasste und Unmengen an Platz verschwendete. Stückgutschiffe waren für die Ladung konzipiert, für spezielle Ladungen wurden spezielle Schiffe, Luken, Einrichtungen, Formen und Techniken entwickelt. Es dauerte jedoch nicht lang, bis das Rationalisierungspotential in den Mittelpunkt der Interessen rückte. Durch die Container wurde es möglich, den personal- und schadenintensive Umschlag der Waren in den Häfen an Land zu verlagern. Durch die Verladung von Containern, in denen ganze Lkw-Ladungen Platz fanden, reduzierten sich die Liegezeiten der Stückgutschiffe drastisch.

Schnell wurde klar, dass Container nach eigenen Schiffstypen verlangten. Schiffe wurden umgebaut, um ihre Ballastkapazität zu erhöhen, gleichzeitig wurden die ersten Containerschiffe gebaut, die sich den Kisten anpassten.

Maritimer Stückgutverkehr heute

Heute wird fas alles in Containern transportiert: gefrorenes Rindfleisch aus Südamerika, Computer und Fahrräder aus Taiwan, Textilien, Elektrogeräten oder Möbel aus China. Die Behälter gibt es über die Standardmaße hinaus in unterschiedlichen Größen und Funktionen, etwa als Kühl- oder Baucontainer. Der von McLean entwickelte Container hat sich als Standard etabliert. Seine Länge von 20 Fuß findet auch heute, bei zusätzlicher Nutzung von 40- und 60-Fuß-Containern, als Mengeneinheit (TEU) Verwendung. Die Standardisierung und Mechanisierung des Umschlags ermöglichten eine Reduktion der nötigen Arbeitskraft um etwa 90 Prozent und eine Senkung der Umschlagskosten um etwa 80 Prozent.

Maritimer Stückgutverkehr
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Dies hatte auch ein signifikantes Sinken der Transportkosten zur Folge, so kostet die Überfahrt einer Flasche Rotwein von Australien in die Bundesrepublik den lächerlichen Betrag von 12 Cent. Container werden heute auf vollautomatischen Terminals mit satellitengestützten Software-Lösungen eingelagert und zu den Schiffen befördert, wodurch sich die Umschlagsgeschwindigkeit um das 50- bis 150-Fache erhöht hat. Parallel dazu sind auch die Schiffe gewachsen, der Schiffsraum wird ausschließlich nach seiner Stellplatzkapazität (twenty feet equivalent unit – TEU) benannt. Schiffe haben heutzutage Stellplatzkapazitäten von bis zu 15.000 TEU und immer größere Schiffe werden gebaut.

Zusätzlich existieren Schiffstypen, die sowohl für den Passagier- als auch den Gütertransport verwendet werden können. Fähren oder Ro/Ro-Schiffe werden beladen, indem Lkws oder Anhängern horizontal in sie hineinfahren, während bei Containerschiffen das Lift-on/Lift-off-Verfahren (Hinein- und Hinausheben der Container) zum Einsatz kommt.

Kisten für Stückgüter: Technische Innovationen

Technische Innovation sowie der rasche Anstieg des Welthandels haben sich gegenseitige verstärkt und zu konstant hohen Wachstumsraten in der Containerschifffahrt geführt, die als dynamischtes Segment der Seeschifffahrt und Rückgrat des internationalen Güteraustauschs gesehen werden kann. Das HGB regelt die Frachtverträge in der Seeschifffahrt, wobei zwischen Stückgutfrachtverträgen und Charterverträgen unterschieden wird. Probleme bereiten die organisierte Kriminalität, im Rahmen derer auf Bestellung ganze Container entwendet werden.

Ebenso entfällt im Container eine professionelle Ladungsfürsorge, wie sie von erfahrenen und geschulten Seeleuten während der Reise auf Stückgutschiffen durchgeführt wurde. Stattdessen bleibt die Ladung im Container sich selbst überlassen. Sogenannte Stuffing-Center oder der Verlader selbst erledigen das Beladen (Stopfen oder Stuffen) der Container im Hinterland. Durch unterlassene oder ungenügende Ladungssicherheitsmaßnahmen sowie Feuchtigkeit, Schimmel oder Korrosion entstehen häufig Schäden.

Stückgutverkehr mit dem Lastkraftwagen

LKWs bieten beim Stückgutverkehr Zeit- und Kostenvorteile im Nah- und Flächenverkehr und erlauben eine hohe Anpassung an individuelle Transportbedürfnisse. Diese Wettbewerbsvorteile haben dazu geführt, dass LKWs die Bahn aus dem Nah- und Flächenverkehr verdrängt haben. Gerade im Nahverkehr machen die Stillstandzeiten der Züge einen hohen Anteil aus, der Zeitvorteil des LKW ist hier besonders gravierend. Außerdem verfügt das Straßennetz über eine deutlich höhere Dichte als das Schienennetz, was LKWs eine bessere Netzbildung als der Bahn erlaubt.

Stückgutverkehr in der Luftfracht

Transportschnelligkeit, Transporthäufigkeit und Transportsicherheit sind die großen Vorteile des Flugzeuges. Dem gegenüber stehen jedoch relativ hohe Luftfrachtkosten. Bei größeren Entfernungen hat die Schnelligkeit des Flugzeuges eine signifikante Verkürzung der Lieferzeit zur Folge, weshalb der Stückgutverkehr per Luftfracht für Deutschland vor allem in der Belieferung des europäischen Marktes sowie des Marktes in Übersee von Bedeutung ist. Beim Transport mit dem Flugzeug können auch die Verpackungskosten gesenkt werden, da die Gefahr von Beschädigung durch Bruch, Feuchtigkeit oder Korrosion sowie von Diebstahl wesentlich geringer ist.

Full Container Load /Less than Container Load

Full Container Load (FCL) bezeichnet im Frachtcontainerverkehr den Haus-zu-Haus-Transport eines gesamten Behälters. FCL ist sowohl im Schiffsverkehr als auch im Stückgutverkehr per LKW von Bedeutung und findet auch im Verkehr mit Verladung auf Güterzüge oder Flugzeuge Anwendung. Sie gewinnt im internationalen Güterverkehr an Bedeutung, da die vorgeschriebene Verplombung zu einer Eindämmung von Schmuggel oder Menschenhandel führt. Bei der LCL- (Less than Container Load) Verladung wird ein Container hingegen mit unterschiedlichen Lieferungen für mehrere Empfänger beladen, sprich die einzelnen Ladungen unterschiedlicher Versender werden in einem Sammelcontainer versandt.

In der Regel ist der Stückgutverkehr mehrfach gebrochen, das heißt, es werden verschiedene Verkehrsmittel genutzt, um deren Vorteile sinnvoll miteinander zu kombinieren. So versucht man beispielsweise die Vorteile des Nahverkehrs (LKW) mit denen des Fernverkehrs (Schiff, Flugzeug, Bahn) zu vereinen. Bei diesem Kombinierten Verkehr sollen die beteiligten Verkehrsmittel so aufeinander abgestimmt sein, dass der Übergang der Güter von einem Transportmittel auf das nächste möglichst wenig Umschlagoperationen verursacht. Der Behälterverkehr umfasst dabei alle Transportsysteme, bei denen zum Gütertransport Behälter benutzt werden, die den Transportweg unselbständig auf Transportmitteln zurücklegen.

Zum Behälterverkehr zählt man Transportsysteme, bei denen Container und Kleinbehälter benutzt werden sowie jene, bei denen Paletten transportiert werden. In der Regel wird unter Kombiniertem Verkehr nur der Containerverkehr verstanden. Erst die Entwicklung von Containern ermöglichte den effizienten Einsatz intermodaler Transportketten im Stückgutverkehr.

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