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Finanzen & Börse

Globale Finanzmärkte: Potenziale und Aussichten für Anleger

Die Finanzmärkte sind ein komplexes und volatiles Umfeld, das von zahlreichen äußeren Faktoren beeinflusst wird. Geopolitische Umwälzungen, technologische Veränderungen, gesellschaftliche Megatrends – davon bleiben auch Börsen und der Aktienhandel nicht unberührt. Für Anleger gilt es deshalb, die Ruhe zu wahren und sich von kurzfristigen Kursveränderungen nicht verunsichern zu lassen.

In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Finanzmärkte stark verändert. Der Handel mit Aktien und der Aktienbestand haben sich seit den frühen 1980er Jahren stark vergrößert. Dennoch sind die Börsen auch heute noch eine Möglichkeit der Investitionsfinanzierung und langfristigen Vermögensanlage – sofern die Anleger die notwendige Geduld aufbringen und nicht auf kurzfristige Gewinnorientierung setzen.

Bei deutschen Anlegern herrscht jedoch häufig die Ungeduld vor. War es um 1980 noch weit verbreitet, dass Anleger ihre Aktien rund zehn Jahre in ihrem Besitz hielten, hat sich die Umschlagshäufigkeit in zwischen sehr beschleunigt. Seit 2010 verzeichnet die Bundeszentrale für politische Bildung eine durchschnittliche Haltedauer von sechs bis neuneinhalb Monaten bei deutschen Anlegern, was die Aussichten auf eine langfristige Vermögensbildung eher verschlechtert.

Krisen führen zu einer noch höheren Umschlagshäufigkeit. Dabei muss es sich nicht zwingend um Finanz- oder Wirtschaftskrisen handeln. Auch andere Ereignisse und Krisensituationen schlagen sich an den globalen Finanzmärkten nieder.

Daneben wirken sich Faktoren wie technologische Entwicklungen auf die Börsen aus, der automatisierte Handel etwa hat das Geschehen an den Finanzmärkten zusätzlich beschleunigt. Für Anleger gilt es deshalb, sowohl kurzfristige Veränderungen als auch langfristige Mega-Trends zu berücksichtigen – denn darin liegt die Chance, um mit den richtigen Investitionen Wohlstand aufzubauen. Bei der Vermögensverwaltung kommt es deshalb darauf an, Wissen, Expertise und die richtigen Instrumente zu nutzen, um die Potenziale der internationalen Aktienmärkte auszuschöpfen.

Geopolitische Entwicklungen und die Finanzmärkte

Wie reagieren die internationalen Finanzmärkte auf unsichere politische Zustände oder Finanzkrisen? In der Regel deutlich robuster als landläufig angenommen. Das zeigen ältere und jüngere Beispiele.

Die letzte große Finanzkrise mit weltweiten Verwerfungen an den Märkten war die Krise von 2008, die zunächst von einer Blase am US-Immobilienmarkt ausging. Die Kreditrisiken von Immobilienkäufern wurden zusätzlich in Wertpapieren verbrieft und international gehandelt. Die zunehmend schlechteren Bewertungen dieser Kreditderivate verschärften die Immobilienkrise in ihrem Verlauf noch mehr.

Seither haben sich die Indizes der großen internationalen Börsen jedoch vervielfacht. Denn in derartigen Krisensituationen liegen immer auch Chancen für neue und bereits getätigte Investitionen.

Das gilt in gleicher Weise für geopolitische Entwicklungen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine beispielsweise hat anfänglich zu Unsicherheiten an den Aktienmärkten geführt, zumal er von wirtschaftlichen Sanktionen der G7-Staaten gegen Russland begleitet wird. Die Aktienbörsen haben allerdings seit 2022 starke Gewinne verzeichnen können.

Deshalb können geduldige Anleger davon ausgehen, dass an den Finanzmärkten auch bei anderen politischen Ereignissen wie der US-Präsidentschaftswahl keine Folgen zu erwarten sind, die über kurzfristige Wertschwankungen hinausgehen.

Genauso verhält es sich bei anderen schwelenden Konflikten, die ebenfalls die Weltwirtschaft beeinflussen können. In diese Kategorie fällt zum Beispiel der Konflikt um Taiwan. Käme es zu einem Krieg, wäre davon unter anderem die Halbleiterindustrie betroffen. Experten schätzen, dass die Weltwirtschaft durch einen Krieg zwischen China und Taiwan rund 10 Billionen US-Dollar verlieren könnte. Betroffen wären zudem auch deutsche Unternehmen in China.

Rückblickend lässt sich jedoch festhalten, dass die Aktienmärkte durch solche Handelskriege oder regionale Konflikte perspektivisch kaum beeinträchtigen lassen. Im Gegenteil bieten sich unter solchen Bedingungen für langfristig agierende Anleger Chancen, etwa wenn in die richtigen Branchen investiert wird. Politische Trends in wichtigen Nationen sind deshalb für Investoren ein wichtiger Indikator dafür, wo sich für sie neue Möglichkeiten eröffnen.

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Mega-Trends und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Der automatisierte Handel an den Finanzmärkten ist ein Beispiel, wie Technologien die Wirtschaft in allen Belangen verändern können. Digitalisierung ist nach wie vor einer der bestimmenden Mega-Trends, der mit Blick auf die Finanzmärkte sehr weitreichende Folgen hat.

Digitalisierung

Ein Beispiel sind Stranded Assets: In Folge der Corona-Pandemie haben viele Branchen auf Homeoffice-Modelle umgestellt, wenn eine kontinuierliche Präsenz vor Ort nicht notwendig war. Aus einer anfänglichen Schutzmaßnahme hat sich inzwischen für viele Unternehmen ein betriebswirtschaftlicher Faktor entwickelt. Denn die regelmäßige Nutzung des Homeoffice macht es möglich, weniger Büroflächen für Arbeitsplätze bereitstellen zu müssen.

Was für die Firmen ein Vorteil ist, um Kosten einzusparen, bedeutet für die Assetklasse der Büroimmobilien jedoch einen Wertverlust. Dieser fällt umso größer aus, da sich Büroflächen vielfach nicht ohne größeren Aufwand in Wohngebäude umwandeln lassen. Während die Digitalisierung der Finanzbranche neue Geschäftsfelder eröffnet, wie beispielsweise den computerisierten Hochfrequenzhandel (High-Frequency Trading, kurz: HFT), entstehen in ihrem Zuge umgekehrt auch Stranded Assets wie im Bereich von Büroimmobilien.

Dieses Beispiel zeigt, wie die Digitalisierung die Finanzmärkte nicht nur unmittelbar betrifft, indem sie die Art und Weise des Aktienhandels verändert. Da digitale Technologien in jeden Lebensbereich Einzug halten, wirken sich manche Effekte erst „über Umwege“ auf die Branche aus.

Diskussionen über Digitalisierung und ihre Folgen für die Finanzmärkte kommen zudem nicht am Thema Künstliche Intelligenz vorbei. Die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang lautet: Können die Unternehmen, die auf generative KI setzen, ausreichende Umsätze aus der Technologie erzielen?

Während Segmente wie Halbleiter und Rechenzentren wegen der für KI notwendigen Ressourcen bei Anlegern hoch im Kurs standen, gilt das für andere Technologieunternehmen nicht in gleichem Maße. Obwohl der Hype bereits einige Jahre anhält – zum Beispiel im Bereich der Effizienzsteigerung in der Industrie –, sind die Potenziale längst nicht ausgeschöpft. Im Hinblick auf die Kursentwicklung von KI-Infrastrukturdaten an den Börsen besteht deshalb noch einige Unsicherheit. Nicht zuletzt stehen dem potenziellen Umsatzwachstum offene Fragen wegen des Stromverbrauchs oder möglichen Lieferengpässen entgegen.

Digitale Technologien und damit verbundene Wirtschaftszweige werden deshalb die Finanzmärkte in naher Zukunft sehr stark beschäftigen. Für KI gilt das insbesondere für das Verhältnis von aktuellen Kapitalausgaben für Investitionen und zukünftigen Umsätzen – und wie schnell nennenswerte Umsätze mit KI generiert werden können.

Dekarbonisierung

Dekarbonisierung betrifft längst nicht mehr nur Branchen mit einem hohen Energiebedarf oder einem hohen Ausstoß an CO2-Emissionen. Die Finanzbranche wird sich in Zukunft ebenfalls stärker an den Folgen des Klimawandels orientieren müssen.

Während es in der Realwirtschaft in erster Linie um die Transformation hin zu klimaneutralen Prozessen und um die damit verbundenen Investitionen geht, befassen sich beispielsweise Ratingagenturen zunehmend mit Umwelt- und Klimarisiken. Dazu gehören Hochwasserschäden genauso wie Lieferverzögerungen aufgrund von Niedrigwasser auf Schifftransportwegen.

Für Banken und Investoren beinhaltet die Dekarbonisierung verschiedene Aspekte:

  • Auf der einen Seite lässt sich eine Dekarbonisierung erreichen, indem die Portfolio-Emissionen gesenkt werden. Banken können dazu verstärkt in Aktivitäten investieren, die nur geringe oder gar keine CO2-Emissionen verursachen.
  • Auf der anderen Seite gilt es, die Transformationsrisiken beim klimaneutralen Umbau der Unternehmen zu berücksichtigen, in die Banken investieren. Denn der ist immer Unsicherheiten verbunden, etwa wenn sich die getätigten Investitionen in Klimaneutralität nicht in einen entsprechenden Cash-Flow umwandeln lassen.

Genau wie bei der Digitalisierung sind neue Stranded Assets im Zuge der Dekarbonisierung der Finanzbranche kaum zu vermeiden. Klimagasintensive Assets müssen in Zukunft mit Abwertungen rechnen und werden somit im Portfolio von Banken und Investoren selbst zu einem Risiko. Regulierungen innerhalb der Branche und der politische Handlungsdruck auf die Realwirtschaft zur klimaneutralen Veränderung machen es jedoch notwendig, sich hin zu neuen Märkten zu orientieren.

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Womit müssen oder können Anleger in Zukunft rechnen?

Viele Themen beschäftigen derzeit die Experten und auch die Kapitalmärkte. Die konjunkturellen Entwicklungen der großen Industrienationen etwa zeigen zum Ende 2024 sehr unterschiedliche Ausprägungen: Während die Wirtschaftsdaten aus den USA einen positiven Trend zeigen, sorgen strukturelle Probleme in Deutschland für eine schwache Konjunktur.

Mit ihren Zinssenkungen versuchen die Notenbanken der USA, Chinas und der Eurozone, die Konjunktur zusätzlich anzukurbeln. Bis September 2025 hat die US-Notenbank Fed beispielsweise fünf Zinsabsenkungen in Schritten von 0,25 Prozentpunkten geplant.

Immerhin sind in Deutschland sowie in der gesamten Eurozone die Inflationsraten rückläufig. Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von einer Inflationsrate von 2 Prozent ist durchaus realistisch. Allerdings sorgt unter anderem der Nahost-Konflikt und seine mögliche weitere Eskalation für Unsicherheit, insbesondere hinsichtlich der Energiepreise. Überhaupt bleiben geopolitische Krisen einer der größten Unsicherheitsfaktoren für die internationale wirtschaftliche Entwicklung – und damit für die Finanzmärkte.

Dennoch zeigt sich an den globalen Finanzmärkten in der langfristigen Perspektive eine klare Tendenz nach oben. Über längere Anlagezeiträume von zehn oder mehr Jahren können geduldige und weitsichtige Anleger mit einer positiven Rendite rechnen. In erster Linie geht es darum, auch angesichts kurzfristiger Kursveränderungen durch Krisensituationen nicht die Geduld zu verlieren und die Chancen in anhaltenden Trends rechtzeitig zu erkennen.

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