Gleichgewichtspreis
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Economy & Business

Gleichgewichtspreis berechnen und verstehen: Beispiele und Formel

Beim Gleichgewichtspreis handelt es sich um einen Marktpreis, bei dem das Angebot und die Nachfrage auf einem Markt für ein Produkt exakt gleich sind. Dabei wird die Fixierung des jeweiligen Gleichgewichtspreises unter der Annahme realisiert, dass der Verkauf des jeweiligen Produktes zum höchstmöglichen Preis durch das entsprechende Unternehmen angestrebt wird. Im Gegensatz dazu ist die Annahme bei den Nachfragern dahingehend berücksichtigt, dass das betreffende Gut zu einem möglichst günstigen Preis eingekauft werden soll.

Wichtig bei dem Gleichgewichtspreis ist, dass dieser nur auf einem Markt entstehen kann, in dem auch ein Wettbewerb vorhanden ist. Auf einem Monopolmarkt ist der Gleichgewichtspreis nicht relevant. In diesem Gleichgewicht, in welchem sich der Markt in dieser Konstellation befindet, gibt es keine Überschüsse mehr. Wenn sich der Preis für ein Produkt über dem Gleichgewichtspreis befindet, übersteigt das Angebot die Nachfrage. Im Gegensatz dazu übersteigt die Nachfrage das Angebot, insofern sich der Preis unter dem Gleichgewichtspreis befindet.

Gleichgewichtspreis berechnen anhand eines Beispiels

Auf einem monatlich stattfindenden Markt werden von einer Vielzahl von Obsthändlern Äpfel angeboten. Dabei kostet ein Apfel immer einen Euro und es werden 100 Äpfel angeboten. Wenn eine Anpassung des Angebotes um zehn Äpfel realisiert wird, sinkt der Preis des Angebotes in diesem Beispiel um 0,10 Euro pro Apfel. Somit sinkt bei nur noch einem Euro als Angebotspreis das Angebot auf 50 Äpfel. Damit lautet die Angebotsfunktion die Menge des Angebotes = 100 x Preis.

Im Rahmen der Nachfrage entwickelt sich die Konstellation im Gegenteil dazu. Bleibt der Preis einer Höhe von einem Euro pro Apfel, wird kein Apfel verkauft. Reduziert sich nunmehr der Preis um 0,10 Euro, steigt die Nachfrage um zehn Äpfel. Somit wäre bei einer Preisreduktion auf 0,60 Euro für einen Apfel die Nachfrage nach 40 Äpfeln vorhanden. Die Nachfragefunktion lautet in diesem Beispiel: Menge der Nachfrage = 100 – 100 x Kosten.

Die Berechnung des Gleichgewichtspreises werden die beiden Funktionen gegenübergestellt: 100 x Preis = 100 – 100 x Preis. Aufgelöst nach dem Preis lautet die Formel:

  • Preis = 200:100
  • Preis = 0,50 Euro

Bei einem Preis von 0,50 Euro können 50 Äpfel angeboten werden (Angebotsmenge = 100 x 0,50 = 50). Diese sogenannte Gleichgewichtsmenge bringt einen Umsatz von 25 Euro im Resultat mit sich, da 50 Äpfel für jeweils 0,50 Euro verkauft werden.

Insofern wir davon ausgehen, dass ein Apfel 0,60 Euro kosten würde, würden 60 Äpfel angeboten werden können. Die Nachfrage beträgt jedoch in dieser Konstellation aufgrund der Angebotskurve nur 40 Äpfel, sodass 20 Äpfel nicht verkauft werden könnten. Der Umsatz würde sich auf 40 Äpfel x 0,60 Euro pro Stück = 24 Euro belaufen. Je weiter der Preis steigt bzw. reduziert wird, desto größer ist die Diskrepanz zu dem optimalen Umsatz und dem Gleichgewicht. In dieser Beispielrechnung würden die Obsthändler den Preis dahingehend anpassen, dass möglichst alle Produkte verkauft werden können.

preis berechnen
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Wie erfolgt die grafische Darstellung?

Die Darstellung des Gleichgewichtspreises erfolgt über den Schnittpunkt der Angebots- und Nachfragefunktion. Diese Darstellung erfolgt in Abhängigkeit der Menge auf der X-Achse und des Preises auf der Y-Achse. In der Angebotsfunktion wird der Preis mit der Gütermenge ins Verhältnis zueinander gesetzt. Bei der Nachfragefunktion stehen der Preis und die Nachfrage der Verbraucher miteinander in Bezug. Dabei steigt in der Angebotsfunktion die Menge mit dem Preis. Bei der Nachfragefunktion sinkt die Menge mit dem Preis. Der Schnittpunkt auf X-Achse stellt die Gleichgewichtsmenge dar. Der Gleichgewichtspreis wird auf der Y-Achse abgebildet.

In welcher Konstellation ist der Gleichgewichtspreis wichtig?

Für ein Unternehmen ist der Gleichgewichtspreis eine wichtige Kennziffer im Rahmen der Preispolitik. Für die Unternehmen kann mit dieser Methode der Preis für ein bestimmtes Gut bestimmt werden. Somit wird die Preispolitik für die einzelnen Produkte kalkulierbar. Der Gleichgewichtspreis ist dabei ausschließlich von einem vollkommen transparenten Markt denkbar. Damit ist Transparenz von Angebot und Nachfrage gemeint, welche nie vollkommen vorhanden ist. Somit nähern sich die Unternehmen im Rahmen von Modifizierungen der entsprechenden Preise sukzessive dem Gleichgewichtspreis.

Ein Beispiel für die Anpassung von Unternehmen in Richtung Gleichgewichtspreis:

Die Mustermann GmbH produziert wöchentlich 1000 Computertastaturen, welche über den Online-Shop zu einem Preis von 80 Euro vertrieben werden. Nach drei Wochen hat sich der Lagerbestand von einem Startbestand von 1000 Tastaturen auf 2000 Tastaturen erhöht. Somit ist für das Unternehmen klar, dass die Nachfrage kleiner als das Angebot ist. Pro Woche wurden ca. 66 Prozent der Produktion verkauft und ein Drittel konnte nicht veräußert werden.

Aufgrund dessen reduziert die Mustermann GmbH den Verkaufspreis auf 65 Euro. Nach weiteren drei Wochen hat sich der Lagerbestand auf einen Restbestand 500 Tastaturen reduziert. Somit ist die Preisfindung des Gleichgewichtspreises per Annäherung nach ca. sechs Wochen auf 75 durch das Unternehmen fixiert wurden. Die fortwährende Analyse der Angebots- und Nachfragesituation durch das jeweilige Unternehmen ist unerlässlich, um die Marktentwicklung zu beobachten und damit den maximalen Umsatz zu generieren.

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Der Gleichgewichtspreis in der Wissenschaft

In der Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre ist die Berechnung eines Gleichgewichtspreises in möglichen Märkten realisierbar. Da es theoretisch in jeder Konstellation einen graphischen Schnittpunkt zwischen der Angebotskurve und Nachfragekurve gibt, ist der Gleichgewichtspreis immer darstellbar. In der Wissenschaft gibt es diese Konstellation lediglich, insofern es sich um einen vollkommenen Markt handelt. Bei einem vollkommenen Markt sind folgende Parameter zutreffend:

  • das Vorhandensein von weitgehend identischen Gütern
  • eine hohe Nachfrager- und Anbieteranzahl beziehungsweise Käufer und Verkäufer
  • vollkommene Transparenz im betreffenden Markt, sodass die Preise und Qualitäten für alle Marktteilnehmer bekannt und berücksichtigt sind
  • die Marktteilnehmer haben identische Präferenzen in der Wahl der Güter
  • es gibt keinerlei Eintrittsbarrieren in den Markt, sodass auch alle Unternehmen einen einfachen Marktzugang haben

In der Wissenschaft wäre es bei einer Abweichung von dieser Marktkonstellation nicht möglich, einen Gleichgewichtspreis zu ermitteln. Als Beispiel: gibt es fünf Bäcker, welche über einen langen Zeitraum die Brötchen und Brote mit exakt gleichen Preisen angeboten haben, sodass der Markt vollkommen ist. Nunmehr erhöht die Bäcker-Müller GmbH die Preise um zehn Prozent, wobei die anderen Unternehmen keine Anpassungen an den Preisen vornehmen. Somit kaufen die Kunden keine Produkte der Bäcker-Müller GmbH mehr und die Konkurrenz verkauft mehr Produkte. Damit ist gemäß der Wissenschaft kein Gleichgewichtspreis mehr existent.

Anwendung in der Praxis

Aufgrund der aktuellen Produktvielfalt in Verbindung mit der Vielzahl an Marktteilnehmern (Unternehmen und Käufer) ist die Findung eines Gleichgewichtspreises in der Praxis nahezu unmöglich. Die zahlreichen Anpassungen von Preisen und die permanente Änderung der Marktteilnehmer erfolgt in der Absicht, den Gleichgewichtspreis möglich nah zu kommen. Aufgrund der nicht vorhandenen Transparenz in den Märkten bietet sich für die Unternehmen kaum die Möglichkeit, den Markt dahingehend zu analysieren, dass ein kontinuierlicher Gleichgewichtspreis für ein Produkt in einem bestimmten Markt gefunden werden kann. Da sich auch das Nachfrageverhalten bei diversen Produkten permanent ändert, sind lediglich Preisanpassungen realistisch, um dem Gleichgewichtspreis möglichst zu erreichen.

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