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Economy & Business

Arbeitssicherheit und Produktschutz beim Picking und Packing – Praxistipps

Die Arbeit von Kommissionierern und Verpackern ist unter anderem von großem Zeitdruck geprägt, der sich kaum sinnvoll verringern lässt. Entsprechend hoch kann durch menschliche Fehler das Risiko für die Gesundheit sowie die Unversehrtheit der Produkte sein. Doch es gibt vieles, was sich optimieren lässt.

Der deutsche Online-Handel ist gigantisch. Tatsächlich ist daher nicht einmal exakt bekannt, wie viele Unternehmen es gibt, die gänzlich oder anteilig Waren online vertreiben. Und selbst wenn: In den überwiegenden Fällen ist das nur die Spitze in Form eines B2C-Eisberges. Hinzurechnen muss man noch sämtliche Firmen, die in irgendeiner Form im B2B-Bereich Waren versenden. Hinzu kommen ferner Logistikbetriebe bzw. logistische Dienstleister, die beispielsweise Lager und Versand im Auftrag übernehmen – sowie sämtliche Transportfirmen.

Unter dem Strich bedeutet das eine sehr hohe Zahl von Menschen, die beruflich Waren kommissionieren und/oder durch Verpacken versandbereit machen – und somit viele tägliche Risiken. Vieles wird natürlich durch die gesetzlichen Vorgaben abgefedert; etwa die bekannte DGUV-Regel 108-007 oder die DGUV-Information 208-030. Mehr Sicherheit für Ihre Mitarbeiter und die bei Ihnen bewegten Waren geht jedoch fast immer – insbesondere durch die folgenden Tipps.

Optimale Bewegungsaufteilung

Einseitige Bewegungen sind in allen Konstellationen ein Quell für langfristige Probleme – egal ob Gehen, Recken oder Bücken. Angesichts dessen kann es speziell den Pickern helfen, wenn diese durch eine entsprechende Gestaltung der Lagerorte und Arbeitsabläufe möglichst abwechslungsreiche Bewegung erfahren. Beispielsweise könnten Sie über Körpersensoren messen, wie viele Kilometer bereits zurückgelegt wurden oder wie oft ein Picker sich in einer Schicht schon bücken musste. Ist ein darauf abgestimmter Schwellwert überschritten, bekommt er für die weitere Zeit Aufträge mit anderen Bewegungsabläufen zugeteilt.

Klare Inhaltsinformationen

Ein Packer stellt ein Paket zusammen, das wiederum auf einen Stapel befördert wird. Mitunter wird erst die nächste Schicht das Palettieren übernehmen. In solchen und ähnlichen Fällen kann Gefahr drohen. Etwa dann, wenn der palettierende Mitarbeiter vielleicht gerade eine Menge leichter Pakete bewegt hat und dann plötzlich, in Erwartung eines weiteren leichten Pakets, ein viel schwereres Stück falsch anhebt.

Der Grund dafür: Oftmals werden die Vorgaben der DIN 55 402 T2 nicht korrekt eingehalten. Sie befasst sich mit der notwendigen Symbolik auf solchen Gegenständen; besser bekannt als Handhabungssymbole. Sie verraten auf einen Blick alles, was Handhabende wissen müssen. Doch dazu müssen sie nicht nur stets und vollständig auf den Versandverpackungen angebracht werden, sondern die Packer müssen die Kartonagen stets so abstellen, dass die Symbole für die nachfolgenden Handler direkt sichtbar sind. Hier sollten Sie entsprechende Vorgaben und Prozeduren etablieren, die das gewährleisten.

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Auffällige Markierungen

Die ASR A1.3 macht umfassende Vorgaben, was im Lager zu markieren ist. Allerdings kann eine solche Vorgabe erfahrungsgemäß nur allgemein gehalten sein und nicht die Realitäten eines jeden Lagers abbilden. Aus diesem Grund bietet es sich für Sie unbedingt an, hinsichtlich von Markierungen über diese Vorgaben hinauszugehen. Beispielsweise sollten gelb-schwarze Streifen stets nur in der nachleuchtenden Variante genutzt werden, damit sie bei allen Lichtverhältnissen und selbst in völliger Dunkelheit sichtbar bleiben.

Allerdings geht das Thema Markierungen noch weiter. So haben sich Pick-by-Light-Systeme an den Fachanzeigen mittlerweile sehr bewährt, was die Übersichtlichkeit anbelangt. Nebenbei kann dadurch effektiv ein freiwilliges Überladen von Pickern verhindert werden. Da diese Systeme mit verschiedenen Farben arbeiten können, könnten Sie gleichzeitig mehrere Kommissionierer in einem Bereich zbeschäftigen, ohne Risiken für Fehl-Picking heraufzubeschwören.

Rundherum geschlossene Kommissionierhilfen

Nur in sehr kleinen Firmen mit leichtgewichtigen Lagerbeständen tragen Picker die Waren per Hand. In der überwiegenden Anzahl aller Fälle kommen verschiedenste Kommissionierhilfen zwischen umfunktionierten Einkaufswagen, Rollgitterbehältern und Paletten auf Hubwagen zum Einsatz. Möglich ist vieles – wirklich tauglich aber nur das, was zumindest nach allen Seiten geschlossen ist. Und zwar ohne ein Zutun des Pickers. Typische Rollbehälter mit lediglich zwei Gitterwänden sind daher eher suboptimal.

Denn: Erfahrungsgemäß bleibt beim Picking oftmals nicht genügend Zeit, um alle Waren sorgfältig zu stapeln und danach noch Bänder oder ähnliche Haltesysteme einzusetzen. Zudem ist fast kein Lagerboden wirklich durchgehend glatt – etwa, weil die ganze Fläche nicht in einem Stück betoniert werden kann, sondern sogenannte Dehnungsfugen benötigt.

Es braucht dann nur etwas zu schnelles Tempo des Pickers und mitunter sehr teure und empfindliche Waren landen auf dem Boden. Speziell wenn es um problemlos händisch zu handhabende Güter geht, sollten Ihre Kommissionierer deshalb nur solche „Fahrzeuge“ nutzen, die ringsherum geschlossen sind. Nebeneffekt: Das Auf- oder Einladen geht schneller, weil weniger Sorgfalt vonnöten ist.

Sicherheits-Cuttermesser

Scharfe Klingen gehören zu den wichtigsten Werkzeugen von Kommissionierern und Verpackern. Zu häufig werden dabei jedoch Messer genutzt, bei denen selbst eine eigentlich einzieh- oder klappbare Klinge dauerhaft draußen bleibt – etwa bei den typischen Schiebeklingen zum Abbrechen.

Hierdurch können viele Gefahren entstehen; etwa beim Tasten nach dem Werkzeug, ohne hinzusehen. Die Lösung hierfür sind Sicherheits-(Cutter)messer. In ihrem Aufbau ähneln sie meistens Gurtschneidern. Sie haben also eine zu einem sehr engen Haken gebogene Klinge. Dadurch ist es nicht möglich, einen (erwachsenen) Finger versehentlich auf die Schneide zu bringen. Nebenbei unterbindet diese Konstruktion erfahrungsgemäß verschiedene typische Zweckentfremdungen, die weitere Gefahren für Ihr Personal oder Schaden für das Messer verursachen können.

Maximale Sauberkeit

In vielen Lagern gibt es eigentlich nichts, was sonderlich viel Schmutz verursachen kann – könnte man zumindest annehmen. In der Praxis allerdings können sich solche Dinge wie:

  • Abrieb der Bremsen und Reifen von Kommissionierhilfen bzw. Flurförderfahrzeugen,
  • Abrieb von Estrich und anderen Fußbodenmaterialien,
  • Staub, der beim Umgang mit Kartonagen und Papier entsteht,
  • Toner-Staub aus Laserdruckern.
  • Staub aus dem Außenbereich, der durch Tore und Türen eindringen kann und
  • herkömmlicher Hausstaub, in der Masse abgestorbene Hautzellen,

durchaus rasch aufaddieren. Die Gefahr besteht darin, dass sich keine wirklich sichtbare Schmutzschicht bildet. Es genügt jedoch, um insbesondere den Boden mit feinpudrigem Staub zu überziehen, der die Haftreibung signifikant herabsetzen kann. Angesichts dessen lässt sich die Sicherheit deutlich erhöhen, wenn wenigstens Ihr Lagerboden wenigstens einmal wöchentlich gereinigt wird. Hierzu empfehlen sich dringend Techniken bzw. Systeme, die entweder saugen, direkt in einen Behälter hineinkehren oder feucht aufwischen. Etwa selbstfahrende Reinigungsmaschinen.

Schlichtes Kehren mit Besen wirbelt einen Teil des Staubes nur auf, weshalb er danach wieder auf den Boden sinkt. Ebenfalls regelmäßig sollten zudem Ihre Regalsysteme gereinigt werden. Dort, wo sie nicht durch Lagergüter bedeckt werden, lagert sich ebenfalls Staub an und wird beispielsweise durch Lüftungen, Heizungen oder durch offene Tore hineinströmenden Wind heruntergeweht.

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Änderungen stets doppelt kommunizieren

Unter anderem zur Effizienzmaximierung sind in vielen Lagern regelmäßige Änderungen nötig. Je nach genutzten Systemen erfolgt jedoch oftmals nur ein kurzes mündliches Kommunizieren – das unter anderem bei Pick-by-Light-Systemen vielfach sogar gänzlich unterbleibt.

Tatsächlich gilt jedoch in jeder Form von Arbeitsumgebung eine wichtige Regel:

Uninformiertheit erhöht stets das Unfallrisiko!

Grundsätzlich sollten deshalb Ihre Picker und Packer gleichermaßen detailliert über solche Änderungen informiert werden – und zwar doppelt. Basis ist das Aushändigen eines Papieres, auf dem die Änderungen stichpunktartig, unter Zuhilfenahme leichtverständlicher Sprache und möglichst Symboliken und Piktogrammen erläutert werden. Gleichsam sollte das Team mündlich gebrieft werden. Bei größeren Änderungen sogar in Form einer gemeinsamen Begehung zu Schichtbeginn – natürlich für jede Schicht, bis alle Mitarbeiter informiert sind.

Sprachliche Barrieren überwinden

Picking und Packing gehören zu jenen Berufsfeldern, die besonders stark von Multikulturalismus geprägt sind. Das bedeutet, es gibt im Lager mitunter mehrere Dutzend Mutter- und Fremdsprachen sowie unterschiedlichste Niveaus der deutschen Sprache in Wort und Schrift.

Nicht zuletzt die verschiedenen vorgeschriebenen Kennzeichen versuchen deshalb im Höchstmaß, universelle Verständlichkeit durch den völligen Verzicht auf Sprache herzustellen. Allerdings fangen die Schwierigkeiten schon bei aushangpflichtigen Gesetzen an – und anderen Dingen, die einfach schriftlich dargestellt werden müssen, weil nur damit eine hohe Informationsdichte transportiert werden kann.

Sprachliche Barrieren müssen daher bei Ihnen überwunden werden, weil sie sonst eine enorme Gefahrenquelle werden können. Doch wie?

  • Es sollte im ganzen Lagerbereich möglichst nur eine Corporate Language gesprochen werden.
  • Tatsächlich ideal dafür ist Englisch. Erstens gehört es in sehr vielen Ländern zu den inoffiziellen Landessprachen und/oder wird als erste Fremdsprache gelehrt. Dadurch ist es die meistgesprochene Sprache der Welt. Zweitens ist Englisch für viele Menschen deutlich leichter zu erlernen als das grammatikalisch und lautbildnerisch sehr schwierige Deutsch.
  • Wo Schrift nötig ist, sollte sie sowohl auf Deutsch als auch der Corporate Language vorhanden sein.
  • Umfassendere Informationen, etwa Briefings oder Meetings, sollten stets schriftlich zusammengefasst werden, damit das Team sie sich nochmals in Ruhe durchlesen kann.

Ferner sollten Sie Pickern und Packern nach Möglichkeit zu Einstellungsbeginn Intensiv-Sprachkurse anbieten. Hierbei werden durch spezielle Techniken binnen kürzester Zeit sehr gute Ergebnisse erzielt.

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