Die Zeiten, in denen ein Kredit mitunter weniger kostete als er Geld auf das Konto brachte, sind vorbei. Die Zinsen steigen auch dank der Zinserhöhungen durch die EZB und ein Ende des Anstiegs ist noch nicht in Sicht. Während auf dem medialen Tableau eher die Baufinanzierungen der Vergangenheit und Zukunft liegen, betreffen die gestiegenen Zinsen aber auch andere Kreditnehmer – wie auch Nutzer eines Dispokredits. Was Kreditnehmer tun können, um doch einen günstigen Kredit zu erhalten oder aus der Teuerung rund um den Dispo herauszukommen, zeigt dieser Artikel.
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Wie sieht die Zinssituation aktuell aus?
Wie vieles andere, steigen auch die Preise für die Zinsen von Krediten oder Dispokrediten. Im Grunde lässt sich sogar sagen: Die Inflation treibt die Leitzinsen, was wiederum für steigende Kreditzinsen auf breiter Front sorgt.
Im Klartext heißt das laut einer Pressemitteilung von Smava:
- Generelle Erhöhung – die Zinsen für Konsumentenkredite steigen monatlich, doch regelt jede Bank die Sachlage anders. Eine Wahrscheinlichkeit von durchschnittlichen Zinsen um die 7-Prozent-Marke bei Konsumentenkrediten wird in der Spitze erwartet.
- Dispokredite – bereits jetzt haben neun von zwanzig Direkt- oder überregionalen Banken die Dispozinsen erhöht.
- Vermutung – beträgt der durchschnittliche Dispozins noch 9,5 Prozent, wird er wohl auf bis zu zwölf Prozent steigen.
Schon in den vergangenen Monaten stiegen die Zinsen. Im August lag der durchschnittliche Zins bei 6,33 Prozent. Sollte die Marke von sieben Prozent erreicht werden, sind Kredite so teuer wie zuletzt 2011. Allerdings haben Kreditnehmer noch die Chance, günstige Angebote zu finden. Da nicht jede Bank direkt erhöht oder die Erhöhung für sich selbst festlegt, gibt es weiterhin über Kreditvergleiche Angebote, die sich im 5-Prozent-Rahmen bewegen. Dies ist im Vergleich zu Krediten von vor 14 Monaten zwar immer noch verhältnismäßig teuer, aber deutlich günstiger als der aktuelle Marktdurchschnitt.
Wie lassen sich trotzdem günstige Kredite finden?
Der Kreditvergleich wird in diesen Zeiten immer wichtiger. Verbraucher sollten sich nicht auf das erstbeste Ergebnis festlegen, sondern in Ruhe und bewusst nach günstigen und guten Angeboten suchen. Für Nutzer des Dispokredits kann sich jetzt eine Umschuldung, also die Ablöse des Dispos noch stärker lohnen, als es ohnehin der Fall war:
- Hohe Kosten – der Dispo geht stets mit hohen Kosten einher. Wird er genutzt, fallen noch rund 9,5 Prozent Zinsen an, die künftig deftig steigen werden. Diese Zinsen gelten zwar nur für die tatsächliche Nutzungsdauer (Konto im Minus), doch sind vermehrt Verbraucher dauerhaft im Dispo.
- Umschuldung? – eine Ablöse des Dispokredits über einen entsprechenden Ratenkredit ist selbst bei steigenden Zinskosten deutlich günstiger. Die Zinsen normaler Kredite sind stets niedriger, zudem fällt es oft leichter, die Schulden via monatlicher Raten zu tilgen. Umschuldungskredite fallen häufig zudem unter einen geringeren Zinssatz, da der Kreditgeber davon ausgeht, dass der Kunde keine neuen Schulden aufnimmt, sondern mit dem Geld alte ablöst.
- Mehr Sicherheit – der Dispokredit gilt als Einstieg in die Schuldenfalle. Wird er, so wie er eigentlich gedacht ist, nur zwischenzeitlich hin und wieder teilweise genutzt, so stellen weder die Kosten noch die Rückzahlung ein Problem dar. Die dauerhafte Nutzung führt aber dazu, dass monatliche hohe Kosten auflaufen und ständig weniger tatsächlich verfügbares Geld (alle Gelder im Plusbereich des Kontos) zur Verfügung steht.
Was für die Dispoablöse ebenso gilt wie für andere Konsumentenkredite ist, dass der Auswahl viel Beachtung geschenkt werden sollte:
- Kreditvergleich – über Kreditvergleichsportale lassen sich die Anbieter und Angebote gut miteinander vergleichen. Der Vorteil der offiziellen Portale ist, dass die Herausgeber meist schon eine Vorauswahl der Kreditanbieter treffen. Schwarze Schafe oder Kredithaie werden meist Ger nicht erst zugelassen. Verbraucher erhalten also eine zusätzliche Sicherheit.
- Repräsentative Beispiele – über sie lassen sich die Kredite gut miteinander vergleichen. Banken müssen hier realistisch vorgehen, denn das Beispiel muss auf zwei Drittel der Interessenten zutreffen. Auch ein Blick auf die Zinsspanne und den effektiven Jahreszins hilft weiter.
- Laufzeiten – lange Laufzeiten sind komfortabel, da sie kleine Raten bieten. Doch steigen nun auch die tatsächlichen Zinskosten. Die Laufzeit des Kredits muss so gewählt werden, dass die Raten gut zu stemmen sind, der Kredit aber nicht allzu lange läuft.
- Verwendungszweck – der korrekte Verwendungszweck ist nicht nur rechtlich wichtig, er kann auch Geld sparen. Ein Auto sollte nie ohne einen Autokredit finanziert werden. Auch eine Umschuldung oder Dispoablöse muss mit dem entsprechenden Verwendungszweck durchgeführt werden. Je nach Kreditart werden nämlich niedrigere Zinsen gewährt.
Auch für sich selbst kann ein Kreditnehmer viel tun. So ist die Prüfung der eigenen Bonität nachhaltig wirksam bei der Kreditvergabe. Jeder Verbraucher kann mindestens einmal jährlich kostenlos eine knappe Schufa-Auskunft anfordern und die Einträge checken. Gegen eine recht geringe Gebühr kann die gesamte Auskunft eingesehen werden. Gibt es veraltete oder fehlerhafte Einträge, lassen diese sich zur Löschung freigeben, was mitunter dazu führt, dass der Schufa-Score steigt. Ein guter Score wirkt sich wieder positiv auf das Zinsniveau aus.
Auch die Wahl eines zweiten Kreditnehmers kann das Zinsniveau des Kredits positiv beeinflussen. Ein Nachteil ist, dass digitale Kredite nun ein wenig länger dauern, da auch der zweite Kreditnehmer geprüft wird. Zugleich sollte sich jeder über die Verantwortung bewusst sein, die er gegenüber das zweiten Kreditnehmers hat. Werden die Raten nicht bezahlt, so wird sich die Bank direkt an den zweiten Kreditnehmer wenden und von ihm das Geld notfalls einklagen. Experten raten dazu, dass beide Kreditnehmer im Innenverhältnis einen privaten Darlehensvertrag abschließen und in diesem klipp und klar regeln, wie der offiziell aufgenommene Kredit gehandhabt wird.
Die Banken vorher genau checken
Heute gibt es unendlich viele Banken. Auf den Vergleichsseiten finden sich zudem nicht nur gewöhnliche Banken, sondern auch Institute, die Kredite über das Crowdfunding anbieten. Sicherlich nehmen die Vergleichsportale nur seriöse Anbieter in ihre Vergleiche auf, doch geht es für Verbraucher oft auch um andere Fragen:
- Kundenumgang – wie verhält sich ein Kreditgeber gegenüber dem Kunden? Wie reagiert sie, wenn beispielsweise eine Rate mal drei Tage zu spät kommt?
- Notfälle – gerade bei länger laufenden Krediten ist es niemandem möglich, eine absolute Absicherung bis zur letzten Rate zu gewährleisten. Das Leben spielt zu häufig in die eigenen Pläne hinein. Wie reagiert die ausgewählte Kreditbank in Notfällen? Lässt sie mit sich sprechen und wird nach gemeinsamen Lösungen gesucht?
- Absicherungsmittel – immer mehr Banken bieten Ratenpausen oder Ratenanpassungen an. Doch wie sieht es aus, wenn tatsächlich zu diesen Mittel gegriffen wird? Ist es so einfach, wie die TV-Werbung suggeriert oder gibt es nicht doch Probleme?
Es ist immer gut, die gewählte Kreditbank vor der Kreditaufnahme zu durchleuchten. Natürlich kann kein Kreditnehmer gezielt hinter die Kulissen schauen, doch ist es möglich, nach Erfahrungen anderer zu suchen:
- Bewertungsportale – die meisten Banken sind hier zu finden. Was sagen die anderen Kunden über die Bank und welche Erfahrungen machten sie? Oft sorgen auch bekannte Kreditvergleichsportale dafür, dass Kunden Bewertungen zu den einzelnen Banken abgeben können. Die Seite mit den Santander Erfahrungen bei Smava stellt ein gutes Beispiel dar.
- Erfahrungssuche – oft reichen die Stichwörter »Bank, Kredit, Erfahrungen« in den gängigen Suchmaschinen, um ein Ergebnis zu finden. Was schreiben andere Kreditnehmer über ihre Erfahrungen? Waren sie positiv? Gab es Probleme?
Bei den Onlinesuchen nach Erfahrungen sollten Bürger dennoch einen Merksatz im Hinterkopf behalten: 99 Prozent aller zufriedenen Kunden sagen nichts, 99 Prozent aller unzufriedenen Kunden teilen ihre Meinung hingegen überall mit. Sollten negative Berichte also überwiegen, spricht das nicht direkt gegen eine Bank. Wichtig ist, sich die Berichte und Erfahrungen durchzulesen. Nicht selten schreibt ein Nutzer seine Erfahrung auch überall dort auf, wo es ihm möglich ist. Zugleich kann man auch diesbezüglich nur bis zum Bildschirm sehen, nicht dahinter.
Es ist also nicht sicher abzuschätzen, ob eine negative Erfahrung rein der Bank zuzuschreiben ist, oder ob der Betroffene nicht seinerseits Anteil daran hat. Kaum jemand wird offen schreiben, dass eine Kreditkündigung daraus resultierte, dass monatelang keine Raten mehr bezahlt wurden.
Fazit – die Zeiten ändern sich
Die Zeiten, in denen Banken mit Minuszinsen arbeiteten und somit mehr ausbezahlten, als sie am Ende erhielten, sind definitiv vorbei. Das Zinsniveau erhöht sich und wird wohl auch in den kommenden Monaten noch ansteigen. Gerade Disponutzer sollten jetzt handeln und sich um eine Dispoablöse kümmern, da diese deutlich günstiger ist als das Zahlen der Dispozinsen. Auch gewöhnliche Konsumentenkredite sind weiterhin zu guten Kursen erhältlich, da längst nicht alle Banken im Gleichschritt marschieren und ihre Zinsen anheben.
Der Vergleich von Krediten wird dennoch immer wichtiger, zudem sollte wieder gezielter auf die Bank an sich geachtet werden. Um sich selbst günstige Konditionen zu sichern, ist eine ordentliche Schufa wichtig, auch die Überlegung, ob ein zweiter Kreditnehmer oder ein Bürge das Zinsniveau beeinflussen kann, lohnt sich.