Im Stahlbau und in vielen anderen beruflichen Tätigkeiten fällt immer wieder der Begriff Bezugsebene. Allerdings kann nicht jeder Mensch etwas damit anfangen. Deshalb ist es sicherlich hilfreich, ihn etwas näher zu erklären. Im Grunde genommen geht es darum, dass sich sämtliche Maße, die für ein Bauteil von Bedeutung sind, auf eine Ausgangsebene beziehen.
Ohne eine Bezugsebene könnten keine Werkstücke mit einer hohen Präzision angefertigt werden. Das bedeutet, sämtliche Arbeiten, die an einem Werkstück ausgeführt werden, müssen zu den vorgegebenen Maßen zur zuvor festgelegten Bezugsebene passen. Doch nach welchen Kriterien wird eine Bezugsebene festgelegt?
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So kann eine Bezugsebene im Stahlbau festgelegt werden
Ob ein kleiner Rohling in den Händen gehalten wird oder ob es eine gigantische Konstruktion werden soll, spielt keine Rolle. Bevor die Bearbeitung beginnt, muss eine Bezugsebene festgelegt werden. An welcher Position sie festgelegt wird, hängt vom jeweiligen Werkstück ab und auch, worauf es bei den Maßen ankommt. Bei einer größeren Stahlkonstruktion kann der Boden, auf dem die Konstruktion errichtet wird, als Bezugsebene dienen. Von dort aus wird dann alles vermessen. Müssen beispielsweise an einem aufrecht stehenden Stahlträger mehrere Bohrungen angefertigt werden, misst der Monteur jeweils vom Boden aus.
Grundsätzlich wäre es natürlich auch möglich, die Abstände zwischen den einzelnen Bohrungen auszumessen. Doch eine solche Vorgehensweise birgt eine gewisse Gefahr. Ist nur eine einzige Bohrung nicht maßhaltig, wären alle anderen Bohrungen ebenfalls nicht an der exakten Position. Deshalb wird immer wieder vom Boden aus gemessen, weil dieser in dem genannten Beispiel als Bezugsebene dient.
Bei kleineren Werkstücken die Bezugsebene vorbereiten
Zur Herstellung kleinerer Werkstücke dienen zumeist unbearbeitete Rohlinge. In solch einem Fall wird zunächst eine Kante des Werkstücks vollständig bearbeitet. Sie wird gerade geschnitten und dann geschliffen oder gefeilt. Die Kante wird so weit vorbereitet, dass keine weitere Nachbearbeitung mehr erforderlich ist. Diese kann dann als Bezugsebene festgelegt werden. Von ihr aus wird die Gesamtlänge des Werkstücks vermessen. Aber auch die Winkel der anderen Kanten des Werkstücks werden an der zuvor fertiggestellten Bezugsebene ausgerichtet. Zudem dient sie als Orientierung, damit die gegenüberliegende Werkstückkante exakt parallel ausgerichtet werden kann.
Bearbeitung mit Werkzeugmaschinen
Auch bei der Arbeit mit modernen Werkzeugmaschinen ist es wichtig, eine Bezugsebene bei jedem Werkstück festzulegen. Bei der Arbeit mit konventionellen Werkzeugmaschinen muss der Handwerker eine Seite des Werkstücks mit der Maschine bearbeiten, bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist. Diese kann er dann als Bezugsebene festlegen. Moderne CNC-Maschinen richten die Bezugsebenen mitunter schon automatisiert ein. Sie nutzen aber ebenfalls das Prinzip, das auch bei der manuellen Bearbeitung mit der Feile oder anderen Werkzeugen genutzt wird.
Festlegung in technischen Zeichnungen
Für die Herstellung diverser Werkstücke werden zunächst technische Zeichnungen angefertigt. Anhand der Zeichnungen fertigen die Handwerker dann die Werkstücke oder Konstruktionen an. Oftmals ist es so, dass der Zeichner schon festlegt, wo die Bezugsebene festgelegt werden soll. Sie muss nicht immer an einer Kante festgelegt werden. Bei Werkstücken, die eine symmetrische Bauform aufweisen, kann eine Bezugsebene auch in der Mitte sinnvoll sein. Sie wird manchmal auch als Bezugsmittelebene bezeichnet.
Des Weiteren sollte noch erwähnt werden, dass eine Bezugsebene nicht in jedem Fall eine exakt gerade Fläche oder Kante sein muss. Sie kann auch bogenförmig oder wellenförmig sein. Es sind auch noch andere Muster möglich. Diese sind wichtig, wenn die gegenüber liegende Seite des Werkstücks eine identische Form aufweisen soll.
Auch zylindrische oder kugelförmige Werkstücke können eine Bezugsebene haben. Diese liegt in den meisten Fällen in der Mitte des Körpers. Da sie nicht direkt sichtbar ist, wird sie oftmals als simulierte Bezugsebene bezeichnet. Im Bereich von technischen Zeichnungen gibt es noch eine Besonderheit. Dabei handelt es sich um die abgewinkelte Bezugslinie. Diese wird immer dann interessant, wenn beispielsweise eine Bohrung durch ein Rohr in der Draufsicht dargestellt werden soll. Das ist nur möglich, wenn die einzelnen Punkte einer Bohrung mit Hilfslinien versehen und um 90 Grad abgewinkelt auf die Draufsicht übertragen werden.
Wann werden Bezugsebenen im Stahlbau genutzt?
Grundsätzlich werden Bezugsebenen bei der Herstellung von Werkstücken genutzt, die eine hohe Präzision erfordern. In vielen Fällen dienen sie aber auch als Hilfe bei der Montage von komplexen Teilen wie Getrieben oder ähnlichen Geräten. Dann kann es eine große Arbeitserleichterung sein, wenn es eine Bezugsebene als Ausgangspunkt gibt.