metamorworks/shutterstock.com
Economy & Business

Digitalisierung im Verlagswesen: Chance und Herausforderung zugleich

Bereits im Jahr 2020 warf das Börsenblatt, die Wochenzeitung des deutschen Buchhandels, die Frage auf, ob kleinere Verlage den Anschluss an die fortschreitende Digitalisierung verpasst hätten. Auch heute noch gibt es zahlreiche Verlage, die in verschiedenen digitalen Bereichen des Verlagswesens deutlich hinterherhinken.

Selbst die Branchenführer scheinen dem Vergleich mit dem digitalen Fortschritt in anderen Wirtschaftszweigen nicht standzuhalten. Ein Grund dafür könnte die besonders ausgeprägte Traditionsverbundenheit der Verlagsbranche sein. Die Integration digitaler Technologien bedeutet jedoch nicht zwangsläufig den Verlust von Traditionen.

Vielmehr bietet die Digitalisierung die Chance, bestehende Prozesse zu optimieren und damit sowohl die Traditionen als auch die Verlage, die sie pflegen, zu stärken. In diesem Artikel beleuchten wir die Potenziale, die die Digitalisierung den Verlagen heute bietet.

Innovation und Digitalisierung im Verlagswesen Hand in Hand

Innovation hat in der Geschichte des Verlagswesens immer eine entscheidende Rolle gespielt. Ein Meilenstein war die Fertigstellung der Gutenberg-Bibel, des ersten Buches, das vollständig auf einer Druckmaschine hergestellt wurde. Nachdem die Seiten gesetzt waren, ermöglichten vorbereitete Matrizen eine beschleunigte Produktion. Seit dem 15. Jahrhundert hat sich im Bereich des Buchdrucks viel verändert, und die Entwicklung schritt stetig voran.

Das Verlagswesen hat diese Entwicklungen immer mitgemacht, aber noch nie war es von so tiefgreifenden Veränderungen betroffen wie in den letzten 25 Jahren. Das Jahr 1988 markierte mit dem Erscheinen des ersten kommerziell erhältlichen elektronischen Buches, das auf einem Computer gelesen werden konnte, einen Wendepunkt. Insbesondere in den letzten zehn Jahren haben technologische Fortschritte und Softwarelösungen für Verlage einen solchen Schub erfahren, dass Verlage ihren Kunden heute ein deutlich verbessertes Lese- und Nutzungserlebnis bieten können, so Dieter Stangl von infounit Verlagssoftware.

Das E-Book war nur der Anfang

Das E-Book gilt heute noch als ein zentraler Aspekt der Digitalisierung im Verlagswesen, ist aber nur ein erster Schritt auf dem Weg in eine umfassend digitalisierte Zukunft. Digitalisierung im Verlagswesen umfasst weit mehr als die bloße Verfügbarkeit von schriftlichen Inhalten auf digitalen Endgeräten.

Sie beginnt bereits bei den verlagsinternen Prozessen, einschließlich der Erstellung und Gestaltung von Büchern und Zeitschriften, und erstreckt sich über Bereiche wie Marketing und Vertriebskanäle bis hin zur Markenbildung und dem Aufbau von Kundenbeziehungen. Darüber hinaus bietet die Digitalisierung auch Potenziale zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und damit der Attraktivität des Verlags als Arbeitgeber.

Fünf wichtige Bereiche der Digitalisierung im Verlagswesen

Die Digitalisierung im Verlagswesen hat viele Facetten und wirft ihre Schatten in verschiedenen Bereichen voraus. Im Folgenden wird ein Blick auf fünf zentrale Bereiche geworfen, in denen eine durchdachte Digitalisierungsstrategie für die meisten Verlage über kurz oder lang zur überlebensnotwendigen Bedingung wird.

1) Die Breite des Angebots

Dieser Punkt umfasst drei wesentliche Aspekte. Zunächst geht es um die Vielfalt der Zugangsmöglichkeiten zu den verfügbaren Publikationen. Sowohl Bücher als auch Zeitschriften sind in verschiedenen elektronischen Formaten erhältlich. Je breiter das Formatangebot eines Verlages ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Leserinnen und Lesern genau das Format anbieten zu können, das sie suchen.

Der zweite Faktor ist die Breite des Angebots an unterschiedlichen Titeln. Verlage, die eine Vielzahl digitaler Produkte anbieten können, sparen erhebliche Produktionskosten. Zwar werden auch für E-Books und E-Papers Autoren benötigt, aber die sonst üblichen Produktionskosten entfallen.

Einige Verlage haben neben ihrem traditionellen Printprogramm Sparten etabliert, die ausschließlich digitale Publikationen anbieten. Dies gilt insbesondere für Literatur für jüngere Zielgruppen, die gerne digitale Inhalte konsumieren. Es eröffnet den Verlagen die Möglichkeit, mit relativ geringem Aufwand zu experimentieren und auch solchen Titeln oder Reihen eine Chance zu geben, die auf dem reinen Printmarkt nicht rentabel genug wären.

Der dritte Aspekt betrifft die Breite des Vertragsangebots. Viele Verlage sind bereits bei großen Online-Anbietern wie Thalia oder Amazon präsent, übersehen dabei aber oft, dass nur etwa 50 Prozent der Kunden dort einkaufen. Der Rest kauft lieber direkt beim Verlag. Im Falle der Verlage wäre dies der verlagseigene Online-Buchshop.

Um einen attraktiven Online-Shop aufzubauen, braucht es drei Dinge:

  • Eine schnelle und gut funktionierende Plattform mit einem übersichtlich gestalteten Shop-System.
  • Verschiedene Bezahlmöglichkeiten für die Kunden.
  • Ein schnelles Ausliefersystem mit möglichst geringen Lieferkosten für den Verbraucher

2) Der eigene Online-Auftritt

Neben dem Betrieb eines Online-Shops ist im digitalen Zeitalter eine überzeugende Online-Präsenz von entscheidender Bedeutung. Je mehr Informationen potenzielle Leserinnen und Leser online über Ihre Bücher oder Zeitschriften finden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie direkt bei Ihnen bestellen. Dies wiederum verspricht die höchstmögliche Gewinnspanne für Ihren Verlag.

3) Nutzung moderner Softwarelösungen

In vielen Verlagen werden auch heute noch einfache Word- oder Excel-Anwendungen eingesetzt. Obwohl traditionelle Methoden nicht grundsätzlich veraltet sein müssen, gibt es mittlerweile eine Vielzahl moderner Softwarelösungen für Verlage. Diese können Arbeitsprozesse beschleunigen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vertrieb, den Autorinnen und Autoren sowie den Lektorinnen und Lektoren nicht nur viel Arbeit ersparen, sondern zumindest deutlich vereinfachen.

4) Die Cloud als wichtiges Hilfsmittel in der täglichen Arbeit

Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, von großer Bedeutung. Indem sämtliche Daten nicht mehr auf firmeneigener Hardware, sondern in der Cloud gespeichert werden, können nicht nur erhebliche Kosten eingespart werden. Es eröffnet den Mitarbeitenden auch ein hohes Maß an räumlicher Flexibilität in ihrer Arbeitstätigkeit.

5) Digitales Marketing

Heutzutage sind Menschen aller Altersgruppen in den sozialen Medien aktiv, wodurch Marketingaktionen in diesen Kanälen eine enorme Reichweite erzielen können. Die Gefahr dabei ist jedoch, dass ohne entsprechendes Know-how schnell viel Geld ineffektiv ausgegeben wird.

Für ein effektives und zielgerichtetes digitales Marketing, das weit über die Präsenz in Social Media hinausgehen kann, ist es für Verlage daher ratsam, sich an eine renommierte Marketingagentur zu wenden. Mit einer kompetenten Agentur an der Seite werden die Kosten in der Regel schnell durch steigende Verkaufszahlen kompensiert.

Digitalisierung als Chance – so können Verlage Kosten minimieren und ihre Reichweite erhöhen

Die Digitalisierung bietet eine hervorragende Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen und gleichzeitig die Kosten zu senken. Sie kann die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigern und gleichzeitig mehr interessierte Leserinnen und Leser erreichen. Verlage haben die Möglichkeit, ihr Produktangebot zu erweitern und gleichzeitig die laufenden Kosten weitgehend stabil zu halten. All dies ist mit einer klugen Digitalisierungsstrategie im Verlagswesen möglich – innovative Ideen und das nötige Know-how vorausgesetzt.

Ähnliche Beiträge

Moderne Parkflächengestaltung: Zentrale Faktoren in einer sich wandelnden Mobilität

economag.de Redaktion

Offpage SEO: Die Qualität der Backlinks entscheidet das Ranking

economag.de Redaktion

DGUV V3: Die verpflichtende Prüfung der Elektronik

economag.de Redaktion
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner