Manch einem ist schon in der Kita klar, wie die berufliche Zukunft aussehen soll. Wer dabei an Wirtschaft denkt, kann schon beim Übergang in die Oberstufe die ersten Weichen für eine Laufbahn als Manager legen. Die Rede ist vom Wirtschaftsabitur. Die Entscheidung für ein Wirtschaftsabitur trifft man für die Oberstufe und man sollte sie gründlich treffen. Im Unterschied zum regulären Abitur muss man für das Wirtschaftsabitur auf ein Wirtschaftsgymnasium wechseln. Die Entscheidung zieht also weitreichendere Konsequenzen nach sich als die einfache Schwerpunktwahl am Gymnasium.
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Wirtschaftsabitur: Fokus auf wirtschaftsnahe Fächer
Wie der Name schon erahnen lässt, ist das Wirtschaftsabitur vollständig auf wirtschaftliche und wirtschaftsnahe Themenbereiche fokussiert. Dazu gehören vor allem die beiden Schwerpunktfächer Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre, aber auch Rechnungswesen, Informatik, Controlling, kaufmännische Mathematik und Sprachen. Unter der Bezeichnung BRC werden an vielen Schulen die Fächer Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und Controlling zusammengefasst. Die Wirtschaftsrelevanten Fächer nehmen an den meisten Schulen mindestens zwanzig Wochenstunden ein. Neben diesen Schwerpunktfächern werden an einem Wirtschaftsgymnasium auch die allgemeinbildenden Fächer gelehrt.
Wirtschaftsgymnasien können nur für die Oberstufe besucht werden, also von den Klassen 11 bis 13. Erst nach der 10. Klasse ist der Wechsel von einem allgemeinen Gymnasium auf ein Wirtschaftsgymnasium möglich. Wirtschaftsgymnasien können nur für die Oberstufe besucht werden, also von den Klassen 11 bis 13. Erst nach der 10. Klasse ist der Wechsel von einem allgemeinen Gymnasium auf ein Wirtschaftsgymnasium möglich. Die 10. Klasse wird meist als eine Art Einführungsphase betrachtet, die Klassen 12 und 13 dann als Qualifizierungsphase. Die in dieser Phase erzielten Klausurergebnisse wirken sich bereits auf die Abiturnote aus.
Absolventen, die bereits die Handelsschule abgeschlossen haben, können in die 12. Klasse des Wirtschaftsgymnasiums wechseln und dort ihre Hochschulzugangsberechtigung erwerben. Diese ist nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, fachbezogen, sondern entspricht dem regulären Abitur mit uneingeschränkter Hochschulzugangsberechtigung. Das Wirtschaftsabitur ist also nicht zu verwechseln mit dem wirtschaftsnahen Fachabitur.
Pflichtfach Betriebswirtschaftslehre
Ähnlich wie an den regulären Gymnasien variieren je nach Bundesland auch beim Wirtschaftsabitur einige Details im Lehrplan und der Fächergestaltung. Einheitlich sind die Zugangsvoraussetzungen. Die sind wie beim Abitur der Nachweis der Fachoberschulreife mit einer Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe. In jedem Bundesland einheitlich sind die Prüfungen. Dabei werden die wirtschaftsrelevanten Fächer als Leistungskurse gewertet. Sie sind das 1. und 2. Abiturfach. Für die Fächer Betriebswirtschaftslehre oder BRC und Mathematik besteht in vielen Fällen die Pflicht zur Prüfung.
Verzichtet ein Schüler auf die zweite Fremdsprache, so wird im in einigen Bundesländern nur das Fachgebundene Abitur verliehen. Dieses berechtigt zwar zum Studium an einer Universität, aber nicht für alle Fächer. Die Fächer, für deren Zulassung die zweite Fremdsprache erforderlich ist, sind dann ausgeschlossen. In diesem Fall sollte die Entscheidung für eine Ausbildung in der Wirtschaft oder ein Wirtschaftsstudium sehr sorgfältig getroffen werden. Allerdings lässt sich das fachgebundene Abitur zu einem späteren Zeitpunkt und durch zusätzliche Prüfungen in ein reguläres Abitur umwandeln.
Für wen lohnt sich das Wirtschaftsabitur?
Der Wechsel aufs Wirtschaftsgymnasium lohnt sich für alle, die eine spätere Karriere in der Wirtschaft anstreben, Dabei ist es zunächst egal, ob sie eine Ausbildung wählen, einen Dualen Studiengang oder ein Universitätsstudium. In allen Fällen ist das Wirtschaftsabitur ein solides Grundgerüst und hilft die ersten Hürden zu umschiffen und Auswahlverfahren zu bestehen. Vor allem an den Universitäten erleiden viele Erstsemester, die sich mit hohen Erwartungen für BWL oder VWL eingeschrieben haben, einen richtigen Schock. Wer nämlich spannende Unternehmensstrategien oder Marketingkonzepte erwartet, ist von der Menge an Zahlen und Formeln schnell gefrustet. Ein Wirtschaftsstudium ist erstmal vor allem Mathematik und Statistik.
Immer gut aufgestellt
Deshalb wird an vielen Universitäten den Erstsemestern empfohlen, vorab Mathekurse zu besuchen, um nicht schon nach wenigen Wochen den Anschluss zu verlieren. Absolventen mit Wirtschaftsabitur sind hier klar im Vorteil und werden auch in anderen Fächern die ersten Semester entspannter angehen können. Die Lehrinhalte der Wirtschaftsgymnasien und der ersten beiden Semester BWL sind sehr ähnlich. Vor allem für Wirtschaftsabiturienten kann auch das duale Studium eine interessante Alternative sein.
Das ist eine Kombination aus einem Studium meist an einer Fachhochschule oder Berufsakademie und einer Ausbildung in einem Unternehmen. Voraussetzung ist immer mindestens die Fachhochschulreife, oder das Abitur.
Anschließend ein Studium plus Ausbildung
Der wesentliche Vorteil des dualen Studiums ist die Nähe zur Praxis. Von Beginn an werden Theorie und Praxis gleichbedeutend vermittelt. In den meisten Fällen endet das duale Studium mit einem Bachelor-Abschluss und dem Abschluss in einem Ausbildungsberuf. Dem Absolventen stehen danach alle Türen offen. In den Unternehmen sind sie aufgrund ihrer Praxiserfahrungen sehr beliebt, bei Interesse lässt sich aber auch die Hochschulausbildung mit dem Ziel Masterabschluss fortsetzen. Ein Wirtschaftsabitur kann aber auch für Schüler interessant sein, die ganz andere Wege einschlagen wollen. Wirtschaft umfasst einen bedeutenden Teil unseres Lebens und insofern wird man in nahezu allen Berufen mit wirtschaftlichen Fragestellungen konfrontiert.
Dazu kommen private Entscheidungen wie beispielsweise Geldanlage, Ratenkauf oder Immobilienerwerb, für die wirtschaftliche Grundkenntnisse eine Erleichterung sind. Wirtschaft ist nämlich vielmehr als Unternehmensführung und Wirtschaftspolitik. Vor allem beschäftigt sich Wirtschaft mit dem Menschen und seinem Verhalten. Die Geschichte der Ökonomie macht diesen Zusammenhang viel deutlicher. Die Ökonomie ist nämlich aus der Philosophie hervorgegangen. Wer also die Welt verstehen will, der sollte sich neben der Politik auch für die Wirtschaft interessieren. Das Wirtschaftsabitur ist dafür eine gute Grundlage.
Wie läuft das Abitur an einem Wirtschaftsgymnasium ab?
Wie schon erwähnt, befindet man sich während des Wirtschaftsabiturs bereits in der Oberstufe, die sich in eine einjährige Einführungsphase und eine zweijährige Qualifikationsphase aufteilt. Phase 1 führt an die Themen ran und schafft ein einheitlicheres Lernniveau. In Phase 2 geht es dann an die Vertiefung und es werden Leistungspunkte gesammelt. Während der Zeit an einem Wirtschaftsgymnasium ist man meist in einem Klassenverbund und nicht in einem Kurssystem, wie es beim regulären Abitur üblich ist.
Neben den allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch, Kunst, Sport oder Naturwissenschaften, wird besonderer Wert auf die Schwerpunktfächer gelegt. Neben den Pflichtfächern wie Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre kann meist noch die zweite Fremdsprache oder ein weiteres Wirtschaftsfach belegt werden.
Die Prüfung zum Wirtschaftsabitur wird, analog zum regulären Abitur, in vier Fächern abgelegt. Betriebswirtschaftslehre bzw. die Kombination BRC ist dabei immer ein Leistungskurs und somit Abiturfach. Der zweite Leistungskurs kann dann ein weiteres Wirtschaftsthema sein, eine Fremdsprache oder Mathematik. In den Leistungskursen wird die Prüfung schriftlich abgelegt. In den Abiturfächern 3 und 4 findet je eine schriftliche und eine mündliche Prüfung statt. Die Kurse können aus dem Themenbereich Wirtschaft kommen.
Wirtschaftsabitur: Und danach? Welche Berufsaussichten gibt es?
Innerhalb der Wirtschaft gibt es ein reichhaltiges Angebot an Berufen, die eine wirtschaftliche Ausbildung oder ein Wirtschaftsstudium voraussetzen. Wer schon frühzeitig sein Interesse an Wirtschaft zu erkennen gibt, etwa durch ein Wirtschaftsabitur, hat meist optimale Voraussetzungen für einen späteren Arbeitsplatz. Der Bedarf an Fachkräften mit wirtschaftlicher Ausbildung ist hoch und wird es auch bleiben. Eine zunehmende Internationalisierung und eine zunehmende Digitalisierung stellen zudem immer höhere Ansprüche an die Absolventen. In den meisten Fällen ist es schon für die Berufseinsteiger möglich, ein relativ hohes Gehalt zu erzielen.
Zu den begehrtesten Berufen in der Wirtschaft gehören die beratenden Berufsbilder. Das sind Unternehmensberater, Steuerberater oder Marketing-Kommunikationsberater. Durch ihre vielfältigen Tätigkeiten und die überdurchschnittliche Bezahlung sind sie bei Hochschulabsolventen sehr beliebt. Ein guter Hochschulabschluss und mindestens 1-2 Fremdsprachen sind deshalb auch die Grundvoraussetzungen im Berater-Business. Aber auch der direkte Einstieg in ein Industrie- oder Handelsunternehmen ist für zahlreiche Absolventen sehr reizvoll. Oft winken schon nach kurzer Zeit die Übernahme von Verantwortung und Einsätze im Ausland. Wirtschaftsabiturienten sind für beide Karrierewege gut aufgestellt.